MITTELDEUTSCHES KOMPETENZNETZ SELTENE ERKRANKUNGEN

Diagnostik

Wichtige aber unspezifische Zeichen sind Zittrigkeit, Hautblässe und Krampfanfälle. Die Verdachtsdiagnose des Congenitalen Hyperinsulinismus beruht auf unspezifischen Symptomen: erhöhter Glukoseverbrauch, messbare Insulinkonzentration in der Hypoglykämie, die Reaktion auf Glukagongabe sowie fehlender Fettsäureabbau.

Dabei ist weniger die absolute Insulinkonzentration im Blut brauchbar, als vielmehr der Glukoseverbrauch, da bei Kindern mit beispielsweise fokaler (=herdförmiger) Form des CHI bereits wenige Zentimeter vom betroffenen Pankreasherd entfernt, normale Insulinkonzentrationen bestehen. Dieser vermeintliche Gegensatz erklärt sich daraus, dass die Insulinkonzentration in der Leber die Glukose-Freisetzung aus dem wichtigsten Speicher - dem Leberglykogen - reguliert. Trotzdem ist auch die Insulinkonzentration wichtig, wenn zeitgleich der Blutzucker bestimmt wird.

Ein wichtiges Kriterium ist der Blutzuckeranstieg nach Glukagongabe.

Fehlt diese Reaktion ist ein Hyperinsulinismus unwahrscheinlich und andere Ursachen müssen ausgeschlossen werden. Insbesondere die vorgeburtliche Wachstumsstörung (small for gestational age, SGA) oder eine Frühgeburt mit verstärktem Energieverbrauch sind häufige Ursachen von Hypoglykämien im Neugeborenenalter. Wichtige hormonelle Ursachen sind ein Mangel der Nebennierenhormone Kortisol und Adrenalin sowie von Wachstumshormon. Auch Störungen des Fettsäure- oder Aminosäureabbaus können Hypoglykämien verursachen.

Allgemeine Diagnostik
  • Persistierende, rezidivierende Hypoglykämien
  • Glukosebedarf > 8 mg/kg/min (insbesondere für Neugeborene diagnostisch richtungsweisend)
  • Glukagontest (100 µg/kg s.c. oder i.m., max. 1 mg), führt zu "gutem" Blutzuckeranstieg > 30% des Ausgangswertes in 10-30 min.
  • Insulin > 3 mU/l während Hypoglykämie mit Blutzuckerspiegel < 35 mg/dl (2,0 mmol/l). Auch bei Fehlen dieses Kriteriums kann ein Hyperinsulinismus vorliegen.
  • Freie Fettsäuren im Plasma < 600 µmol/l, Ketonkörper (BOHB) im Blut < 0,1 mmol/l.
  • Ammoniak erhöht bei Glutamat-Dehydrogenase-Hyperinsulinismus

Struktur-Kontaktaufnahme

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Molekulargenetik

Gen. Form

 

 

Gen

 

 

Chromosom

 

 

Vererbung

 

 

Klin. Merkmale

 

 

Behandlung

 

 

KATP-HI

 

 

ABCC8

 

 

KCNJ11

 

 

11p15

 

 

Diffus: AR

 

 

Fokal: Verlust der Heterozygosität mit paternaler Mutation

 

 

Schwere Hypoglykämie, kein Ansprechen auf med. Therapie

 

 

Pankreatektomie oder "konservative" Therapie mit Oktreotid und kontinuierlicher Nahrungsaufnahme

 

 

Dominanter

 

 

KATP-HI

 

 

ABCC8

 

 

KCNJ11

 

 

11p15

 

 

AD

 

 

Mildere Hypoglykämie: Ansprechen auf Diazoxid

 

 

Diazoxid

 

 

GDH-HI

 

 

(HI/HA)

 

 

GLUD-1

 

 

10q

 

 

AD

 

 

Nüchtern- und postprandiale Hypoglykämie, weniger schwer als, Proteinsensitivität, asymptomatische Hyperammonämie

 

 

Diazoxid

 

 

GK-HI

 

 

GCK

 

 

7p

 

 

AD

 

 

Variabler Phänotyp: von mit med. Therapie leicht zu handhaben bis sehr schwer zu kontrollieren

 

 

Diazoxid, Pankreatektomie

 

 

SCHAD-HI

 

 

HADH

 

 

4q

 

 

AR

 

 

Milde bis schwere Hypoglykämie, abnormales Acylcarnitin-Profil

 

 

Diazoxid

 

 

MCT1

 

 

(EIHI)

 

 

SLC16A1

 

 

1q

 

 

AD

 

 

Hypoglykämie nach körperlicher Belastung, besonders anaerob

 

 

Kohlenhydratzufuhr während der körperlichen Belastung, Begrenzung der körperlichen Belastung

 

 

AR, autosomal-rezessiv: AD, autosomal dominant

Quelle: Palladino et. Al. J Lab Med 2009;33(3):166-175

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PET-CT und Sonographie

Um eine unnötig radikale Operation zu vermeiden, ist die exakte präoperative Lokalisation notwendig. Mittels einer nuklearmedizinischen Untersuchung kann die verstärkte Bildung von Insulin direkt nachgewiesen werden. Für die Darstellung wird ein kombiniertes Messgerät, Positronen-Emissions-Tomographie/ Computer-Tomographie, (=PET/CT) benutzt, dass die freigesetzten Teilchen (=Positronen) misst und sehr genau den inneren Organen zuordnet (Tomographie, Schichtbild). Der spezifische Insulinnachweis beruht darauf, dass L-Dopa bei der Insulinproduktion im betroffenen Gewebe verstärkt angereichert wird. Da das nicht betroffene Pankreasgewebe eine vergleichsweise sehr geringe Insulinproduktion aufweist, ist der betroffene Herd gut sichtbar. Fehlermöglichkeiten können bei der Bildinterpretation auftreten, da neben dem Pankreas auch die Gallenblase und die Niere L-Dopa anreichern.

PET-CT

Die Lokalisationsdiagnostik erfolgt mittels F-DOPA-PET-CT.

  • Pankreaszellen nehmen DOPA auf.
  • Dopamin ist Transmitter in neuroendokrinen Geweben,
  • Konversion in Dopamin ist von der aromatischen Aminosäuredecarboxylase abhängig.

Sonographie

Als unterstützende Maßnahme kann die Sonographie, als Methode ohne Strahlenbelastung herangezogen werden.

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Letzte Änderung: 16.03.2021 - Ansprechpartner:

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